Über Demenz

In diesem Bereich finden Sie Schlagworte rund um die Demenz zusammengefasst und kurz erklärt. Mit der Zeit werden wir mehr Schlagworte für Sie ergänzen. Für ausführliche Informationen nutzen Sie bitte die weiterführenden Links zu den Broschüren unseres Vereins, der Türkischer Alzheimer Verein e.V.
A
Aducanumab
Unter dem Markennamen Aduhelm ist in den USA das erste Alzheimer-Medikament auf den Markt gekommen, das die Auswirkungen einer Erkrankung nicht nur lindern, sondern die Gehirnfunktion sogar verbessern soll. Der im Medikament enthaltene Wirkstoff Aducanumab wird kontrovers diskutiert, da die Ergebnisse der zwei bisher durchgeführten klinischen Studien widersprüchlich sind. Trotz der unsicheren Datenlage und gegen die Empfehlung eines beratenden Expertenrats ist der Wirkstoff seit dem 7. Juni 2021 in den USA zugelassen.
Die unkonventionelle Genehmigung hat weltweit viele Fragen aufgeworfen und Skepsis ausgelöst. In der Europäischen Union ist der Wirkstoff nicht zugelassen und in der Deutschland wurde die Zulassungsanfrage zurückgezogen.
Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit ist mit ca. 60% die häufigste Erkrankung, die zu einer Demenzsymptomatik führt. Sie ist nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer benannt. 1906 beschrieb er erstmals den fortschreitenden Abbau von Nervenzellen im Gehirn, der typisch ist für die Alzheimer-Krankheit.
Ambulante Pflege
Unter ambulanter Pflege versteht man die pflegerische und hauswirtschaftliche Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in der eigenen Häuslichkeit. Durch häusliche Intensiv- und Palliativpflege gibt es auch für Schwerstkranke die Möglichkeit im häuslichen Umfeld versorgt zu werden.
Ambulante Pflege wird entweder durch nichtprofessionelle Pflegepersonen durchgeführt (Angehörige oder auch nicht zur Familie gehörige sonstige Personen), aber auch vollständig oder teilweise von ambulanten Pflegediensten oder Sozialstationen (professionelles Pflegepersonal).
Im Jahr 2009 wurden 69 % aller Pflegebedürftigen (1,62 Millionen) in ihrem häuslichen Umfeld versorgt. Jeder pflegebedürftige Versicherte hat Anspruch auf diese Leistung.
Antidementiva
Als Antidementiva werden Medikamente bezeichnet, mit denen die Hauptsymptome der Demenzerkrankungen behandelt werden. Sie verbessern die Gehirnleistungen und verlangsamen damit das Fortschreiten der Krankheit.
Antidepressiva
Als Antidepressiva werden Medikamente bezeichnet, die eingesetzt werden, um Depressionen zu behandeln. Sie sollen die Stimmungslage verbessern und die Motivation und Aktivität des der Betroffenen steigern.
Apathie
Apathie ist ein Gefühlszustand. Dabei verhält sich die betroffene Person teilnahmslos und häufig auch antriebslos. Meist fühlt sich die Person niedergeschlagen und leidet auch unter Schlafstörungen.
B
Basisschulung
Als Basisschulung (nach § 45a SGB XI) werden grundlegende Schulungen für Ehrenamtliche im Bereich der Nachbarschaftshilfe bezeichnet. Die Schulung umfasst 30 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Die Inhalte sind durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) vorgegeben und decken die unter anderem die Themenbereiche Demenz, Notfallwissen, Kommunikation und Umgang und vieles mehr ab.
Unser Verein bietet diese Schulung regelmäßig in Köln an. Gerne führen wir die Schulung als Inhouse-Schulung auch innerhalb NRW bei Ihnen vor Ort durch. Mehr Informationen unter Basisschulung.
Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität fördert das Wohlbefinden und reduziert das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Sie fördert die Durchblutung des Gehirns und regt es an, neue Zellen und Vernetzungen zu bilden. Bewegung schützt außerdem vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die als Demenzrisikofaktor gelten.
Unabhängig vom Alter lässt sich Bewegung in den Alltag integrieren. Nehmen Sie beispielsweise die Treppe anstatt des Lifts. Steigen Sie zwei Stationen früher aus dem Bus und gehen Sie zu Fuß weiter. Wichtig ist, dass Sie sich täglich eine halbe Stunde so bewegen, dass Puls und Atem beschleunigt werden.
Wöchentlich Sport treiben
Sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Walken, Velofahren sind zentral für einen gesunden Lebensstil. Auch ältere Menschen können Sport treiben. Altersgerechte Angebote gibt es heute fast in jeder Gemeinde.
Das Wichtigste zum Betreuungsrecht:
In Deutschland denken die meisten Menschen, dass sie in einem Notfall entweder durch den eigenen Ehepartner oder andere Angehörige vertreten werden, wie z. B. die eigenen Kinder und dass es eine sogenannte gesetzliche und damit automatische Stellvertretung gibt.
Jedoch ist dies eine Fehlannahme, da es in Deutschland keine derartige gesetzlich geregelte Stellvertretung für Betreuung gibt. Für den Fall also, dass ein Ehepartner oder anderer Angehöriger z. B. einen Unfall hat und in ein Krankenhaus eingeliefert wird, darf ein behandelnder Arzt z. B. den nächsten Angehörigen keine Auskunft erteilen, da er sich dadurch strafbar machen würde, denn er unterliegt der Verschwiegenheitspflicht.
Mehr über das Betreuungsrecht: Bitte hier klicken
Formulare für das Betreuungsrecht in TR
Formulare herunterladen: Bitte hier klicken
D
Demenz
Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 100 verschiedene Krankheiten, welche die Funktion des Gehirns beeinträchtigen. Besonders die geistigen, die sogenannten kognitiven Fähigkeiten wie das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung und die Sprache sind bei Demenz betroffen. Dadurch sind erkrankte Personen im Verlauf der Demenz zunehmend in ihren Aktivitäten des täglichen Lebens und/oder des Berufs eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen.
Ist Demenz heilbar?
Eine Demenz kann zahlreiche Ursachen haben. Einige Demenzformen sind reversibel: Sie sind durch eine geeignete Behandlung teilweise oder ganz heilbar. Dies ist etwa bei einer Demenz aufgrund einer Stoffwechselkrankheit wie beispielsweise einer Schilddrüsenunterfunktion oder einem Vitamin-B12-Mangel.
Bei einer irreversiblen Demenz ist das Gehirn direkt erkrankt. Die bekanntesten solcher irreversiblen Formen sind die Alzheimer-Demenz und die vaskuläre Demenz. Eher selten sind die Lewy-Körperchen-Demenz, die frontotemporale Demenz und die Parkinson-Demenz. Bis heute lassen sich diese Krankheiten nicht heilen oder aufhalten. Eine passende Therapie bewahrt aber länger die Selbstständigkeit der Betroffenen und mildert die Symptome der Demenz. Voraussetzung ist eine frühe und fachärztliche Diagnose.
Demenz und Depression
Demenz und Depression sind die zwei häufigsten psychiatrischen Störungen bei älteren Menschen. Weil einige Symptome von Demenz und Depression sich ähneln, können die zwei verwechselt werden. Darum gilt es, frühzeitig abzuklären, denn Depression ist heilbar, Demenz hingegen nicht.
Gerade am Anfang beider Erkrankungen ist es daher nicht einfach zu unterscheiden, ob es sich um eine beginnende Demenz mit depressiven Begleiterscheinungen oder eine Depression mit kognitiven Beeinträchtigungen handelt.
Depression kündigt Demenz an …
Menschen am Anfang einer Demenz können depressiv werden, wenn sie erleben, dass die Konzentration abnimmt, das Gedächtnis gestört ist, die selbstständige Gestaltung des Alltags mühevoll wird.
… oder Demenz löst Depression aus.
40 bis 50 Prozent der Demenzerkrankten leiden unter typischen depressiven Symptomen, wie etwa Schlafstörungen, abnehmendem Appetit, Unruhe, Aggressivität, häufigem Weinen, trauriger Stimmung, Interessenlosigkeit, Gefühl der Abgeschlagenheit.
Diagnose
Die Hausärztin, der Hausarzt erheben die Vorgeschichte, machen eine ausführliche körperliche sowie neurologische Untersuchung und veranlassen Laboranalysen von Blut und Urin. Zudem ordnen sie je nach individueller Situation Zusatzuntersuchungen wie etwa ein Elektrokardiogramm an. Für ein erstes Bild des kognitiven Zustandes führen sie einen demenzspezifischen Kurztest durch. Die bekanntesten Tests sind die Mini-Mental-Status-Untersuchung (MMS) und der Uhrentest.
Falls die Diagnose uneindeutig oder die Lage komplex ist, überweist die Hausärztin, der Hausarzt die betroffene Person an eine Memory Clinic oder zieht eine Spezialistin, einen Spezialisten bei.
Demenzpartner
Menschen mit Demenz begegnen uns immer öfter im Alltag: ob desorientiert in der Straßenbahn oder beim schwierigen Bezahlen an der Kasse im Supermarkt. Hilfsbereite und gut informierte Mitmenschen machen ihnen das Leben leichter, indem sie einfühlsam auf sie eingehen und den Familien mit kleinen Hilfen einen wichtigen Rückhalt geben.
Im 90-minütigen Kompaktkurs der Initiative „Demenz Partner“ werden neben Wissen zum Krankheitsbild Anregungen zum richtigen Umgang mit Menschen mit Demenz sowie Anlaufstellen in Ihrer Nähe vermittelt. Teilnehmer erhalten ein Zertifikat, Informationsmaterial, einen Anstecker, der ihn als Demenz Partner ausweist und auf Wunsch eine Teilnahmebestätigung.
Werden Sie Demenz Partner! Mehr Informationen unter Demenz Partner.
F
Forschung
Aktuell gibt es kein Medikament, das Alzheimer oder eine andere Demenzform verhindern, aufhalten oder heilen kann. Alzheimer stellt eine äußerst komplexe und fortschreitende Erkrankung dar. Da bis heute noch nicht alle biologischen Krankheitsmechanismen bekannt sind, gestaltet sich die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung als anspruchsvoll. Seit vielen Jahren wird weltweit an verschiedenen Wirkstoffen zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit geforscht.
Ansätze der Alzheimer-Forschung
Zurzeit befinden sich über 100 unterschiedliche Wirkstoffe in klinischen Studien. In solchen Studien wird die Sicherheit, Dosierung, Verträglichkeit und Wirksamkeit der Wirkstoffe bei gesunden und an Alzheimer erkrankten Menschen untersucht. Dabei werden verschiedene Ansätze zur Behandlung der Erkrankung verfolgt, die unterschiedliche Wirkmechanismen im Gehirn anstreben.
Die in klinischen Studien untersuchten Wirkstoffe am Menschen können in drei Gruppen eingeteilt werden. Die erste Gruppe bilden Wirkstoffe, welche die Symptome einer Alzheimer-Erkrankung behandeln und lindern. Sie zielen entweder darauf ab, die Hirnleistung zu stabilisieren oder Verhaltens- und Stimmungsstörungen einer erkrankten Person zu reduzieren. Diese Wirkstoffe können die Lebensqualität der Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen erhöhen. Doch sie zielen nicht primär darauf ab, die biologischen Ursachen von Alzheimer zu behandeln und damit eine Erkrankung aufzuhalten oder zu heilen.
Daneben verfolgen die anderen beiden Gruppen das primäre Ziel, die zugrundeliegende Biologie der Erkrankung zu modifizieren. Dadurch soll eine Verlangsamung oder im bestmöglichen Fall eine Heilung der Erkrankung erzielt werden. Dabei wird zusätzlich zwischen sogenannten «Biologika», d.h. Wirkstoffe, die von lebenden Organismen gewonnen und z. B. als Infusion verabreicht werden und sogenannten «kleinen Molekülen» unterschieden. Letztere werden in der Regel oral eingenommen.
In den klinischen Studien zu Wirkstoffen wird heutzutage mehrheitlich das Ziel verfolgt, die zugrundeliegenden Mechanismen einer Alzheimer-Erkrankung zu beeinflussen. Dabei werden verschiedene Ansätze innerhalb der vermuteten Krankheitsentstehung (Video der Alzheimer Forschung Initiative e.V. dazu) verfolgt. Diese streben z. B. eine Reduktion der Ablagerungen von Tau- oder Beta-Amyloid-Eiweissen, eine Verhinderung der daraus resultierenden Entzündungsprozesse oder des Absterbens von Nervenzellen im Gehirn an.
Alzheimer-Forschung weltweit
Weltweit befinden sich mehrere Wirkstoffe zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase. In den sogenannten klinischen Phase-3-Studien wird die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Wirkstoffe an mehreren 1000 Studienteilnehmenden untersucht. Kann ein Hersteller den Behandlungserfolg eines Wirkstoffes erfolgreich belegen, erfolgt in der Regel die Marktzulassung.
In dieser späten Entwicklungsphase handelt es sich aktuell in der Mehrzahl der untersuchten Wirkstoffe um Antikörper, die sich gegen Ablagerungen von Eiweißen im Gehirn richten. Basierend auf dem aktuellen Wissensstand ist die Alzheimer-Krankheit unter anderem auf diese Eiweißablagerungen im Gehirn, sogenannte Beta-Amyloid (Aβ)-Ablagerungen, zurückzuführen. Diese Aβ-Ablagerungen entstehen durch die Anreicherung und Fehlfaltung der Eiweissstoffe im Gehirn, welche anschließend giftige Moleküle bilden. Dies kann zu Entzündungen und Zelltod im Gehirn führen. Durch die Verabreichung von Antikörpern, welche auf diese für die Erkrankung charakteristischen Aβ-Ablagerungen im Gehirn abzielen, sollen diese entweder reduziert oder deren Entstehung verhindert werden.
Alzheimer Europe gibt einen Überblick über alle klinischen Studien in Europa zum Thema Demenz.
Frontotemporale Demenz
Die Frontotemporale Demenz (FTD) ist eine Krankheit, bei der Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich (= frontaler und temporaler Lappen) des Gehirns absterben. Von hier aus werden unter anderem Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert.
Frontotemporale Demenzen beginnen normalerweise früher als die Alzheimer-Krankheit, durchschnittlich zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Die jüngsten Betroffenen erkranken im dritten Lebensjahrzehnt, manche aber auch erst im fortgeschrittenen Alter.
Bei fast allen Erkrankten fallen zu Beginn Veränderungen der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen Verhaltens auf. Dazu zählen insbesondere Teilnahmslosigkeit, aber auch Reizbarkeit, Taktlosigkeit und Enthemmung. Bei manchen Patienten zeigen sich ausgeprägte Sprachstörungen vor allem im Sinne von Wortfindungsstörungen und Benennstörungen. Erst im weiteren Verlauf der FTD kommt es zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses, die lange Zeit meist aber nicht so stark ausgeprägt ist wie bei der Alzheimer-Krankheit.
Früherkennung
Beobachten Sie bei sich oder einer nahen Person mögliche Warnzeichen, empfiehlt es sich im Zweifel bei der Hausärztin, beim Hausarzt anzumelden. Eine frühzeitige Abklärung hat Vorteile:
- Erhalten Sie eine Demenzdiagnose, können frühzeitige Therapien die Symptome mildern und die Krankheit verlangsamen. Dies bedeutet wiederum, dass Sie mit Demenz länger selbstbestimmt, selbstständig leben können. Zudem verstehen Sie und Ihre Angehörigen die Symptome besser, können sich auf die Veränderungen vorbereiten, wichtige Dinge noch selber regeln, für die Zukunft vorsorgen.
- Ist es keine Demenz, entpuppen sich die Anzeichen vielleicht als Symptome für eventuell heilbare Erkrankungen, wie etwa Burnout, Depression, ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Stoffwechselkrankheit. Beispielsweise sind Demenz und Depression im Anfangsstadium schwer zu unterscheiden: Beide Erkrankungen stören das Gedächtnis, vermindern den Antrieb und die Entscheidungsfähigkeit und führen zu Fehlwahrnehmungen und oft zu sozialem Rückzug.
G, H
Gedächtnistraining
Fordern wir das Gehirn ab und zu mit etwas Neuem heraus, aktiviert dies die Zellen und stärkt die Verbindungen dazwischen.
Ideen fürs Gedächtnistraining:
- Lesen Sie täglich Zeitung, Zeitschriften, Bücher usw.
- Lösen Sie Denksportaufgaben oder spielen Sie anspruchsvolle
- Spiele wie Schach oder Jassen.
- Musizieren und Tanzen hält das Gehirn fit.
- Wagen Sie Unbekanntes. Lernen Sie immer etwas Neues dazu, zum Beispiel eine Fremdsprache oder auch ein neues Hobby, sei es sportlicher, spielerischer oder künstlerischer Art.
- Auch soziale Kontakte tragen dazu bei, das Gehirn zu fördern und so ein gutes Gedächtnis zu bewahren.
Erkundigen Sie sich über unsere Angebote.
Gesunde Ernährung
Essen ist Energie für den Körper, auch für das Gehirn. Was wir essen, spielt dabei eine Rolle; am gesündesten ist eine mediterrane Ernährung. Das heißt:
Essen Sie häufig:
Früchte, Gemüse, ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen (Raps- oder Olivenöl), Fisch, Kohlenhydrate aus Teigwaren, Brot, Reis, Kartoffeln usw.
Essen Sie wenig:
Fertigmahlzeiten, Fleisch, gesättigte Fettsäuren (Wurstwaren, fettreiche Milchprodukte wie Käse, Rahm und Butter), Salz und Zucker.
Häufigkeit
Zum Ende des Jahres 2021 lebten in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Häufigste Demenzursache ist die Alzheimererkrankung.
Im Jahr 2021 sind etwa 440.000 Menschen im Alter 65+ neu an einer Demenz erkrankt. Infolge des demografischen Wandels nimmt die Anzahl der Betroffenen weiter zu. Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter 65+ erkrankt sein.
Demenzprävalenz in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Laut Statistischem Bundesamt hatten in Deutschland zum Ende des Jahres 2021 knapp 2,4 Millionen Menschen im Alter 65+ einen Migrationshintergrund. Davon waren von ihnen nach Hochrechnungen schätzungsweise 158.000 an einer Demenz erkrankt. Für sie werden in der Literatur besondere Versorgungsbedarfe beschrieben, beispielsweise können sprachliche Barrieren, kulturelle Unterschiede im Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fehlende kulturspezifische Informationen zu einer geringeren Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten führen (Gove et al., 2021; Monsees, Schmachtenberg & Thyrian, 2021).
Hilfsmittel
Hilfsmittel sind Gegenstände, die Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen im Alltag helfen, schmerzfrei und selbstbestimmt zu leben. Dazu gehören zum Beispiel
- Rollatoren,
- Rollstühle,
- Körperersatzstücke (wie Beinprothesen) oder andere Gehhilfen,
- Hör- und Sehhilfen oder
- Kompressionsstrümpfe.
Aber auch weitere Gegenstände, die im Einzelfall medizinisch erforderlich sind und von einer Ärztin oder einem Arzt angeordnet werden können, müssen von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt werden.
Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nur übernommen, wenn das Hilfsmittel erforderlich ist, um den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen.
Hilfsmittel sind bewegliche Gegenstände. Das bedeutet, dass zum Beispiel der behindertengerechte Umbau von Immobilien, wie der Einbau eines Treppenlifts oder einer Rampe, grundsätzlich nicht dazu gehört. Für solche Einbaukosten kann aber ein Zuschuss durch die Pflegeversicherung gewährt werden, wenn ein Pflegegrad vorliegt.
Inzwischen kann aber im Rahmen der Hilfsmittel-Versorgung auch ein Anspruch auf Versorgung mit digitalen Gesundheitsanwendungen bestehen. Digitale Gesundheitsanwendungen werden als App auf Rezept oder Gesundheits-Apps bezeichnet. Sie unterstützen Patientinnen und Patienten bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten und helfen auf dem Weg zu einer selbstbestimmten, gesundheitsförderlichen Lebensführung.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen keine Kosten für allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens. Das sind Gegenstände, die unentbehrlich sind oder von einer großen Zahl von Menschen genutzt werden, wie zum Beispiel eine Heizdecke oder ein Standardtelefon. Ist ein Gegenstand dagegen speziell für die Bedürfnisse behinderter Menschen entwickelt und hergestellt und wird er von diesen auch überwiegend genutzt, so handelt es sich nicht um einen Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens, beispielsweise bei einem Rollstuhl. Die Abgrenzung kann schwierig sein.
Einen Anspruch auf Kostenübernahme gibt es ebenfalls nicht für Gegenstände, die einen geringen oder umstrittenen therapeutischen Nutzen haben (zum Beispiel Wärmflaschen) oder bei denen der Preis gering ist (zum Beispiel Alkoholtupfer zur Desinfizierung der Haut vor einer Insulinspritze).
Habe ich einen Anspruch auf Versorgung mit Hilfsmitteln?
Gesetzlich versicherte Verbraucherinnen und Verbraucher haben einen Anspruch auf die Versorgung mit Hilfsmittel durch die Krankenkasse. Das bedeutet, dass die gesetzliche Krankenkasse entweder das Hilfsmittel kauft, die Kosten übernimmt oder dieses leihweise zur Verfügung stellt.
Der Anspruch umfasst zusätzlich die eventuell notwendige Anpassung, Reparatur, Wartung und Ersatzbeschaffung, Kosten für den Betrieb (zum Beispiel Stromkosten) oder eine notwendige Ausbildung im Gebrauch mit dem Hilfsmittel.
Wenn die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für ein Hilfsmittel nicht übernimmt, können andere Kostenträger infrage kommen.
Was ist der Unterschied zu Pflegehilfsmitteln?
Pflegehilfsmittel werden von der gesetzlichen Pflegeversicherung gewährt. Voraussetzung hierfür ist eine festgestellte Pflegebedürftigkeit, also das Vorliegen eines Pflegegrades.
Bei Pflegehilfsmitteln handelt es sich um Geräte und Sachmittel, die zur häuslichen Pflege notwendig sind. Sie sollen die Pflege erleichtern und dazu beitragen, Beschwerden zu lindern oder dem Pflegebedürftigen eine selbstständigere Lebensführung ermöglichen (beispielsweise Pflegebett, Notrufsystem oder Betteinlagen).
K, L
Kommunikation
Die 10 Gebote im Umgang und Gespräch mit Menschen mit Demenz:
Im Umgang mit der erkrankten Person
1. Gehen Sie nahe an die kranke Person heran.
2. Sprechen Sie sie mit ihrem Namen an.
3. Berühren Sie ihren Körper.
4. Stellen Sie sich vor sie und auf gleicher Höhe.
5. Stellen Sie Blickkontakt her.
Im Gespräch mit der erkrankten Person
6. Sprechen Sie langsam und deutlich.
7. Gebrauchen Sie konkrete Worte und kurze Sätze.
8. Ergänzen Sie Ihre Worte durch Gesten und Berührung.
9. Geben Sie nur eine Mitteilung auf einmal.
10. Benutzen Sie bestätigende Aussagen und Haltungen.
Körperpflege, An- und Auskleiden
Je weiter fortgeschritten eine Demenzerkrankung ist, desto weniger können Betroffene für sich selbst sorgen. Dies betrifft auch die Körperpflege und An- und Auskleiden. Oft fehlt Menschen mit Demenz die Einsicht, dass sie Hilfe benötigen. Dadurch können Spannungen entstehen.
Taktvoller Umgang und viel Geduld sind angesagt
- Der Einstieg ist wichtig: Fragen Sie die betroffene Person zuerst, ob Sie helfen dürfen.
- Ermutigen Sie die betroffene Person, möglichst viel selbst zu erledigen, auch wenn es dadurch länger dauert. Geben Sie schrittweise Anweisungen. Führen Sie nur das zu Ende, was der oder die Betroffene selbst nicht tun kann. Beim Zähneputzen reicht es oft, der Person die Zahnbürste zum Mund zu führen, wonach die Person von sich aus weiterputzt.
- Respektieren Sie Gewohnheiten und Vorlieben, falls diese bekannt sind.
Wenn die Körperpflege nicht gut ankommt:
Es kann verschiedene Ursachen haben, wenn sich jemand gegen die Körperpflege wehrt. Wichtig ist, dass Sie darauf reagieren:
- Um eine Person an das Wasser zu gewöhnen, könnten Sie ihr zuerst nur die Hände waschen, dann Fussbäder durchführen und erst später den ganzen Körper waschen.
- Gestalten Sie die Körperpflege so angenehm wie möglich. Beachten Sie die Intimsphäre und entkleiden Sie die Person nicht vollständig. Achten Sie darauf, wie die Person auf die Wassertemperatur reagiert.
- Informieren Sie die Person über die einzelnen Schritte des Vorgangs und kommunizieren Sie auch per Körpersprache. Beispielsweise hilft es, den Arm der Person zu berühren, bevor Sie diesen waschen.
- Lenken Sie die Aufmerksamkeit auf etwas, das die Person interessiert; zum Beispiel auf ein Musikstück oder einen Gegenstand, den sie mag.
Manchmal wird die Unterstützung durch beruflich Pflegende besser akzeptiert als die Hilfe von Angehörigen. Machen Sie Gebrauch von Angeboten wie der Spitex.
An- und Auskleiden
Das An- und Ankleiden ist herausfordernd für Menschen mit Demenz. Nicht immer ist die Kleiderwahl für die Jahreszeit angemessen. Manchmal stimmt die Reihenfolge der Kleidungsstücke nicht. Auch hier gilt: Die Person soll unabhängig handeln dürfen. Beobachten Sie, wo ihre Schwierigkeiten liegen. Bieten Sie darauf konkret Hilfeleistung. Lassen Sie der Person Zeit.
Lecanemab
Der Wirkstoff Lecanemab, der auch unter dem Namen BAN2401 bekannt ist, verfolgt das Ziel die zugrundeliegende Biologie der Alzheimer-Krankheit zu verändern. Dadurch soll das Fortschreiten einer Erkrankung in einem frühen Stadium verlangsamt werden. Eine Heilung der Alzheimer-Krankheit ist jedoch auch mit diesem Wirkstoff nicht möglich.
Bei Lecanemab handelt es sich um einen humanisierten monoklonalen Antikörper, welcher mittels einer passiven Immunisierung seine Wirkung erzielt. Dabei zielt der Wirkstoff auf die für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Eiweißablagerungen im Gehirn ab. Dieses sogenannte Beta-Amyloid ist einer von zwei Eiweißstoffen, dessen Verklumpung und Ablagerung gemäß dem aktuellen Forschungsstand zu den möglichen Ursachen einer Erkrankung zählt.
Infusion alle zwei Wochen
Der Wirkstoff wurde in den letzten 10 Jahren in klinischen Studien mit mehreren hunderten Teilnehmenden erforscht. Zuletzt wurde die Wirksamkeit von Lecanemab in der klinischen Phase-III-Studie Clarity AD mit rund 1800 Menschen in einem frühen Stadium ihrer Alzheimer-Krankheit untersucht. Dabei haben die Studienteilnehmenden entweder Placebo oder Lecanemab (10 mg/kg) mittels zweiwöchentlicher intravenöser Infusion über einen Zeitraum von 18 Monaten erhalten. Um die Wirksamkeit des Wirkstoffes nachzuweisen, wurde während der Studie unter anderem der Schweregrad von kognitiven und funktionellen Beeinträchtigungen oder der Beta-Amyloid-Spiegel im Gehirn erhoben. Zusätzlich erfassten die Forschenden das Auftreten von Nebenwirkungen.
Ermutigende Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie sind ermutigend. Diese wurden am 29. November 2022 an einer internationalen Konferenz in San Francisco von den beiden Unternehmen Eisai und Biogen vorgestellt. Die Studienergebnisse zeigen, dass Lecanemab unter anderem den klinischen Abbau auf einer globalen kognitiven und funktionalen Skala um 27 % nach 18 Monaten im Vergleich zu Placebo verringerte. Darüber hinaus wurde ein signifikanter Abbau von Beta-Amyloid nach Lecanemab im Vergleich zu Placebo nach 18 Monaten nachgewiesen.
Der Wirkstoff kann jedoch auch Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen oder Mikroblutungen hervorrufen. Diese lagen allerdings im Rahmen der Erwartungen des Pharmaunternehmens und traten weniger häufig auf als bei früheren ähnlichen Wirkstoffen.
Die ausführlichen Ergebnisse wurden ebenfalls in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Stand der Zulassung
Basierend auf den erfolgversprechenden Studienergebnissen haben Eisai und Biogen in den USA eine Zulassung beantragt. Am 6. Januar 2023 hat die dafür zuständige Behörde Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für die USA bewilligt. Wann genau das Medikament schließlich bei Erfolg auch in Deutschland verfügbar sein könnte, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Nichtmedikamentöse Interventionen bleiben wichtig
Bei einer Zulassung von Lecanemab werden zudem nur Menschen in einem frühen Stadium ihrer Alzheimer-Erkrankung davon profitieren können. Deshalb bleiben nichtmedikamentöse Interventionen weiterhin von zentraler Bedeutung, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu stabilisieren oder zu verbessern.
Lewy-Körper-Demenz
Die Lewy-Körper-Demenz gehört zu den selteneren Demenzformen. Sie äußert sich sehr ähnlich wie Alzheimer. Die Abgrenzung ist dennoch wichtig, da die Krankheiten unterschiedlich behandelt werden. Die beiden Demenzformen können auch gleichzeitig auftreten. Ein weiteres Merkmal der Lewy-Körper-Demenz ist ihre auffällige Ähnlichkeit zur Parkinson-Krankheit. Meist treten die ersten Symptome der unheilbaren Krankheit nach dem 60. Lebensjahr auf.
Ursachen
Wie auch bei Alzheimer wird die Lewy-Körper-Demenz durch Eiweißablagerungen im Gehirn verursacht. Diese unterscheiden sich aber in ihrer Form und treten an anderen Stellen im Gehirn auf. Warum diese Ablagerungen entstehen, ist unklar. Es sind auch keine eindeutigen Risikofaktoren bekannt.
Symptome
Hauptmerkmal der Lewy-Körper-Demenz ist der Rückgang der geistigen Fähigkeiten im Alltag. Das betrifft zu Beginn vor allem die Organisationsfähigkeit, die Orientierung, die Anpassungsfähigkeit sowie den Antrieb. Das Gedächtnis bleibt zuerst gut erhalten.
Weitere Symptome sind:
- Bewegungsstörungen
- Optische Halluzinationen
- Schwankungen der geistigen Fähigkeit und der Aufmerksamkeit
- Verhaltensstörungen im Schlaf
- Medikamentenunverträglichkeit
- Psychische Symptome wie Depressionen, Apathie etc.
Unterschied zur Parkinson-Krankheit: Auch die Parkinson-Krankheit kann zu Demenz führen. Bei der Lewy-Körper-Demenz zeigen sich die Demenzsymptome jedoch schon vor den motorischen Störungen.
Unterschied zu anderen Demenzformen: Die Krankheitseinsicht kann der bei Lewy-Körper-Demenz stark schwanken: Phasen mit Krankheitseinsicht wechseln mit Zeiten, in denen ihnen nicht bewusst ist, was mit ihnen vorgeht.
Diagnose
Da eine Lewy-Körper-Demenz sehr individuell verläuft, ist ihre Diagnose schwierig. Denn es treten nicht immer alle Symptome auf und die vorhandenen schwanken stark in ihrer Intensität. Aufgrund der Ähnlichkeit mit einer Alzheimer-Demenz ist die Abgrenzung zusätzlich erschwert. Eine frühzeitige fachübergreifende Abklärung in einer Memory-Klinik ist daher empfehlenswert.
M, N
Medikamentöse Therapie bei Demenz
Bis heute gibt es für Demenz kein Heilmittel. Medikamente können aber die Entwicklung einer Demenz verzögern und die Lebensqualität von Erkrankten und ihren Angehörigen verbessern. Eine vorbeugende Behandlung mit Antidementiva wird jedoch nicht empfohlen.
Antidementiva zur Behandlung von Alzheimer
Zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit werden Medikamente eingesetzt, die im Gehirn die Übertragung der Informationen zwischen den Nervenzellen erleichtern. Sie können die Hirnleistung vorübergehend verbessern oder eine Verschlechterung verzögern. Dadurch können die Betroffenen länger selbstständig sein. Die Medikamente haben zudem eine mildernde Wirkung auf die Begleitsymptome der Demenz im Bereich des Verhaltens und der Stimmung, was die Lebensqualität von Kranken, Angehörigen und Betreuenden verbessert. Die Medikamente sind umso wirksamer, je früher sie eingesetzt werden.
Zur Behandlung von Alzheimer stehen zwei Arten von Medikamenten, sogenannte Antidementiva zur Verfügung:
Cholinesterase-Hemmer (Acetylcholin)
Cholinesterase-Hemmer sind zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Krankheit. Sie können vorübergehend die Hirnleistung verbessern oder eine Verschlechterung verzögern. Die geistige Leistungsfähigkeit und die Alltagsfunktionen bleiben mit dem Medikament bis zu einem Jahr länger erhalten. Die Grundversicherung der Krankenkasse übernimmt die Kosten, sofern das Ergebnis des Gedächtnistests MMST (Mini Mental Status Test) bei mindestens 10 Punkten (von 30 Punkten) liegt. Ist der Wert darunter, kann auf den Wirkstoff Memantin umgestellt werden. Ein Arzt führt die Gedächtnistests zu Beginn der Behandlung, nach drei Monaten und danach alle sechs Monate durch. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, falls Sie unter unerwünschten Wirkungen leiden.
Memantin
Memantin ist zur Behandlung bei einem mittleren bis schweren Stadium von Alzheimer. Der Wert des Gedächtnistests liegt bei einem Wert von 3 bis 19 Punkten (30 sind maximal). Das Medikament verzögert den Rückgang der geistigen Leistung und vermindert demenzbedingte Verhaltensstörungen. Es wirkt beispielsweise bei Unruhe, Bewegungsdrang, Aggression und Wahn. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Behandlung.
Behandlung von anderen Demenzformen
Antidementiva wirken nicht bei allen Demenzformen. Um eine passende Behandlung einleiten zu können, ist eine genaue Diagnose von zentraler Bedeutung. Die Broschüre «Demenz - Diagnose, Behandlung und Betreuung» zeigt auf, welche medikamentöse Therapien bei Alzheimer und anderen Demenzformen empfohlen werden.
Ginkgoextrakt
Der pflanzliche Wirkstoff fördert die Durchblutung des Gehirns und hilft bei Konzentrationsmangel, Vergesslichkeit, Schwindel und Müdigkeit. Die in der Schweiz rezept- und kassenpflichtigen Medikamente eignen sich für alle Stadien einer Demenz.
Behandlung der Begleitsymptome von Demenz
Demenz führt in vielen Fällen auch zu Verhaltensänderungen und psychologischen Symptomen wie beispielsweise Depression, Unruhe, Aggressivität, Schlafstörungen, Wahn und Halluzinationen. Die medikamentöse Behandlung dieser Symptome ist kompliziert, da oft schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Ein individueller Therapieplan ist von großer Bedeutung.
Nichtmedikamentöse Therapien
Sowohl nichtmedikamentöse Interventionen als auch geeignete alltägliche Aktivitäten stehen im Zentrum der Betreuung von Menschen mit Alzheimer oder einer Demenzerkrankung. Solche Maßnahmen tragen zum Wohlbefinden der erkrankten Person bei und ermöglichen, dass die Selbstständigkeit möglichst lange erhalten bleibt. Sie wirken sich positiv auf ihre Stimmung und ihr Verhalten aus. Sie sind Teil einer ganzheitlichen Betreuung, beugen Verhaltensstörungen vor und begleiten sie zusätzlich zur medikamentösen Behandlung.
Diese Interventionen unterstützen auch die Angehörigen und professionellen Pflegeteams bei der Betreuung von Menschen mit Alzheimer oder einer Demenzerkrankung.
Medizinische Therapien werden vom Arzt verschrieben, wenn die erkrankte Person noch zu Hause lebt. Sie werden von der Grundversicherung der Krankenkasse erstattet. Es handelt sich dabei um Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie und Neuropsychologie.
Die Ergotherapie ist für kranke Menschen von Beginn der Krankheit an eine große Unterstützung. Sie hilft ihnen, ihre täglichen Aktivitäten fortzusetzen. Das Ziel ist, die Fähigkeiten der Person wertzuschätzen und damit ihre Schwierigkeiten zu kompensieren. Dabei werden Beschäftigungen und auch das Umfeld angepasst. Dadurch trägt sie dazu bei, die Selbstständigkeit und die Lebensqualität des Kranken zu verbessern. Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten arbeiten am Wohnort der erkrankten Person und arbeiten in enger Partnerschaft mit den pflegenden Angehörigen und anderen beteiligten Gesundheitsfachkräften zusammen. Ergotherapie greift in allen Bereichen des Alltags ein: Hygiene/Kleidung, Kochen/Essen, Freizeit, zeitliche und/oder räumliche Orientierung usw.
Die Logopädie verbessert vor allem im Anfangsstadium der Krankheit die Kommunikationsfähigkeiten bei Aphasie, (Verlust des Sprechvermögens oder Sprachverstehens). Treten im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit Schluckstörungen auf, kann Logopädie helfen, die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
Andere Ansätze mit therapeutischer Zielsetzung
Es gibt zahlreiche Ansätze, die zwar nicht zur klassischen Medizin gehören, aber auf einer Fachausbildung und einem methodischen Ansatz basieren, wie die Musik- und Kunsttherapie. Sie werden hauptsächlich in spezialisierten Einrichtungen angeboten. Sie lindern Verhaltensstörungen, fördern Sozialkontakte, erhalten die Selbstständigkeit und helfen den Betroffenen, selbstbestimmt zu entscheiden. Nichtmedikamentöse Therapien verbessern das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Diese Ansätze können als Einzelsitzung oder in der Gruppe erfolgen.
Kunsttherapie setzt künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten ein wie Malen, Gestalten von Gegenständen, Tanzen oder kreativen Tätigkeiten mit Farben, Formen oder Worten. Ziel ist, die Kommunikation und Selbstwahrnehmung zu fördern. Die Kunsttherapie stärkt die kognitiven, sensorischen und motorischen Funktionen der Person sowie mildert mit Demenzerkrankungen verbundene Ängste. Sie wirkt positiv bei Verhaltensstörungen und hilft der demenzkranken Person, ihre Gefühle mitzuteilen.
Musiktherapie nutzt vielfältige Formen von Musik. So können Elemente wie Ton, Rhythmus, Stimme, Musikinstrumente oder auch Stille die Kommunikation fördern oder dabei helfen, beispielsweise ein neues Lied zu lernen. Sie fördert soziale Kontakte und erreicht auch Menschen, die sich nur noch schwer sprachlich ausdrücken können. Musiktherapie hilft Demenzerkrankten, die ihre Gefühle nicht mehr in Worte fassen können, einen andern Ausdruck zu finden für ihre Ängste und andere Verstimmungen.
Montessori-basiertes Demenzprogramm ist eine Methode für Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium. Ziel ist, ihnen aus einer Auswahl die geeigneten Aktivitäten anzubieten, sie zum Mitmachen anzuregen, und ihre noch vorhandenen Fähigkeiten in den Mittelpunkt zu stellen. Die Therapeutin oder der Therapeut begleitet die Person, schafft ein anregendes Umfeld und wählt Aktivitäten, die ihr Interesse ansprechen, sie zur Beteiligung am Gemeinschaftsleben bewegen und damit ihre Autonomie fördern. Würde, Respekt und ein Umgang auf Augenhöhe stehen im Zentrum der Methode.
Gut zu wissen: Je früher die nichtmedikamentöse Intervention einsetzt, desto besser greift sie.
Oder eine Zwischenüberschrift für mehr Deutlichkeit
Dies ist ein Beispieltext, der nur zur Veranschaulichung dient. Das Witzige ist, dass viele Leute weiterlesen werden, obwohl sie wissen, dass es sich um einen Beispieltext handelt.
Dies ist ein Beispieltext, der nur zur Veranschaulichung dient. Das Witzige ist, dass viele Leute weiterlesen werden, obwohl sie wissen, dass es sich um einen Beispieltext handelt.
P
Pflegegrad
Pflegegrade erhalten Menschen, die in ihrer Selbständigkeit und Alltagskompetenz eingeschränkt sind – zum Beispiel Demenzerkrankte, längerfristig psychisch Erkrankte oder geistig Behinderte. Je nach Schwere der Beeinträchtigung erhalten sie im Rahmen einer Pflegebegutachtung einen der Pflegegrade: Pflegegrad 1, Pflegegrad 2, Pflegegrad 3, Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5.
Einstufung Pflegegrad
Wer erstmals einen Antrag auf einen Pflegegrad bei seiner Pflegekasse stellt, wird nach einem Prüfverfahren persönlich begutachtet. Dabei ermitteln Gutachter des MD (Medizinischer Dienst, früher: MDK) bei gesetzlich oder die MEDICPROOF GmbH bei privat Versicherten den Grad ihrer noch vorhandenen Selbständigkeit und empfehlen ggf. einen Pflegegrad. Letztlich entscheidet die Pflegekasse des Antragstellers über die Genehmigung eines Pflegegrades und der damit verbundenen Pflegefinanzierung.
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Schmerzen erkennen und behandeln
Eine Demenz ist keine körperlich schmerzhafte Krankheit. Allerdings können Betroffene aus anderen Gründen unter Schmerzen leiden. Um diese zu erkennen, ist von Betreuenden besondere Aufmerksamkeit gefordert. Denn Menschen mit Demenz sind oftmals nicht in der Lage, Schmerzen zu erkennen oder darüber zu reden. Das ist sogar dann der Fall, wenn sie noch relativ gut sprechen können.
Nicht oder schlecht behandelte Schmerzen verursachen unnötiges Leid. Dazu kommt, dass sie das psychische Wohlbefinden massiv einschränken. Wie erkennen Sie also die Schmerzen von Menschen mit Demenz?
Anzeichen von Schmerzen
Sprechen Sie die Person an, bei der Sie Schmerzen vermuten. Berühren Sie die Stelle und fragen Sie: «Tut es dir da weh?» Auch Schmerzskalen oder das Führen einer Art Tagebuch zum Verhalten der betroffenen Person kann hilfreich sein. Durch das genaue Beobachten einer Person können Sie mögliche Anzeichen von Schmerzen feststellen. Beispiele solcher Anzeichen:
- Verändertes Verhalten: Die betroffene Person ist aggressiver, gereizter oder unruhig. Oder: Sie zeigt Rückzugsverhalten, wirkt ängstlicher, niedergeschlagen, teilnahmslos. Auch Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen sind Anzeichen.
- Die nonverbale Kommunikation der betroffenen Person deutet auf Schmerzen hin: Stöhnen, Jammern, Weinen, aber auch Schreien und Fluchen oder Schwitzen. Der Blick ist trauriger oder ängstlicher, die Zähne zusammengebissen, die Körpersprache steif und verkrampft. Auch das Schonen eines bestimmten Körperteils ist ein starker Hinweis auf Schmerzen.
Bei Verdacht auf Schmerzen oder bei Schmerzen, deren Ursache man nicht kennt, ist eine ärztliche Untersuchung unbedingt nötig. Danach kann die richtige Behandlung eingeleitet werden.
Sexualität und Demenz
Sexuelles Interesse kennt keine Altersgrenze und verfliegt auch nicht automatisch mit einer Demenzdiagnose. Je nach Person, Demenzform und Krankheitsstadium entwickeln sich die Bedürfnisse unterschiedlich: Das sexuelle Verlangen kann schwinden, gleich bleiben oder zunehmen. Menschen mit Demenz suchen nach Nähe, Zärtlichkeit und Körperkontakt. Dies manchmal auch ungeschickt, da eine Enthemmung krankheitsbedingt vorkommen kann.
Sexualität in der Beziehung
Jedes Paar hat seine eigenen Erfahrungen mit Intimität und Sexualität. Auch wenn der Partner oder die Partnerin an einer Demenz erkrankt ist, können Sie eine intime Beziehung fortsetzen. Es gilt: Beide müssen mit allen Handlungen einverstanden sein.
Wenn Grenzen nicht akzeptiert werden
Die Belastung der Betreuung oder die Auswirkungen der Krankheit auf Ihren Partner, Ihre Partnerin verändern die Beziehung. Ihr sexuelles Interesse generell oder gegenüber Ihrem Partner, Ihrer Partnerin kann abnehmen. Auf der anderen Seite ist es möglich, dass eine erkrankte Person ein gesteigertes sexuelles Interesse entwickelt. Eine fortschreitende Demenz und im Speziellen eine frontotemporale Demenz beeinträchtigt das Einfühlungsvermögen. Im schlimmsten Fall kann Ihr erkrankter Partner, Ihre erkrankte Partnerin sexuelle Handlungen mit Gewalt einfordern. Akzeptieren Sie keine sexuellen Übergriffe. Lassen Sie sich beraten. Kontaktieren Sie unser Alzheimer-Telefon oder unsere Beratungsstelle.
Unangemessenes Verhalten
Im Laufe der Demenz verblasst das Bewusstsein für soziale Verhaltensnormen. Das kann unangepasstes Benehmen wie unerwünschte Annäherungsversuche, Berührungen und grobe Sprache zur Folge haben. Besonders bei Menschen mit einer frontotemporalen Demenz kommt es vermehrt zu einer Enthemmung und einem Verlust der Selbstkontrolle. Bedenken Sie, dass dies Folgen der Krankheit sind und sich die betroffene Person nicht bewusst unangemessen verhält.
Annäherungsversuche bei jüngeren Personen wie den eigenen Kindern oder Pflegepersonal
Menschen mit Demenz verlieren die zeitliche Orientierung. Sie sehen sich oft selbst als jung und verwechseln Personen in ihrem Umfeld. So wird beispielsweise der Sohn als Lebenspartner wahrgenommen, weil er dem Vater gleicht.
In der Öffentlichkeit
Verwirrte Menschen können sich auch in der Öffentlichkeit entkleiden. Dieses Verhalten muss nicht sexuell motiviert sein. Vielleicht möchten sie bloß Wasser lassen oder sich schlafen legen. Helfen Sie der Person sich wieder anzuziehen und führen Sie sie allenfalls zur Toilette.
Darüber reden und Lösungswege finden
Gehen Sie die Schwierigkeiten offen an. Wenn Sie oder die demenzkranke Person unter einer Situation leiden, kontaktieren Sie unsere das Alzheimer-Telefon, Ihre Hausärztin oder einen Gerontopsychiater.
Soziale Kontakte
Freunde und Familie treffen, sich austauschen, sozial aktiv sein – das hat einen positiven Effekt auf die «grauen Zellen». Das Zusammensein mit Leuten, die man mag, ist gut fürs Gemüt und den Geist. Sozial aktive Menschen sind weniger gefährdet, eine Depression zu entwickeln. Eine Depression gilt als Risikofaktor für Demenzerkrankungen.
Unternehmen Sie gemeinsame Aktivitäten
- Pflegen Sie den Kontakt zu Familie und Freunden.
- Treffen Sie sich regelmäßig mit anderen Leuten, zum Beispiel in einem Jassclub, in einer Walking-Gruppe oder einfach so auf eine Tasse Kaffee.
- Suchen Sie eine interessante Freiwilligenarbeit.
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Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Demenzform. Vaskulär bedeutet «gefäßbedingt», die Durchblutung des Gehirns ist beeinträchtigt.
Ursachen
Wird das Gehirn nicht ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt, führt das zu einem lokalen Absterben von Hirnzellen, sogenannten Hirninfarkten, die Durchblutungsstörungen sind die Folge von Schädigungen der Blutgefäße, etwa durch Gefäßverengungen, Gefäßentzündungen oder Blutungen. Risikofaktoren sind zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, Rauchen und eine Ernährung, die zu reich an ungesunden Fetten ist (was zu überhöhten Cholesterinwerten führt).
Symptome und Krankheitsverlauf
Im Gegensatz zu einer Alzheimer-Demenz, die eher schleichend verläuft, treten die Symptome bei einer vaskulären Demenz meist plötzlich auf, ausgelöst durch den Hirninfarkt. Sie variieren je nach betroffener Hirnregion. Im Unterschied zur Alzheimer-Demenz stehen Gedächtnisprobleme nicht im Vordergrund. Es treten aber auch kognitive Störungen auf, insbesondere Schwierigkeiten im Sprechen und Denken sowie Aufmerksamkeitsprobleme. Weitere Symptome sind Stimmungsschwankungen und Depressionen sowie körperliche Schwäche und Lähmungen.
Die Krankheit verläuft schubartig, Symptome treten stufenweise auf. Langfristig führt die vaskuläre Demenz zu einem ähnlichen Krankheitsbild wie die Alzheimer-Demenz im letzten Stadium.